Losungen

Der Beter des 81. Psalms hofft auf Gottes Nähe, denn Er könnte seine Angst vertreiben und ihn froh machen. Der Psalm, der viele Ermahnungen an die versammelte Festgemeinde enthält, fängt deshalb mit einem Aufruf zum feierlichen Gotteslob an. Er wurde wohl am Laubhüttenfest im Herbst vorgetragen, das in der Monatsmitte (am Vollmond) begangen und am Neumond davor durch das Blasen der Posaunen (Widderhörner) angekündigt wurde. Wie die beiden anderen grossen Jahresfeste, Passa und Pfingsten, wurde es durch göttliche Willenskundgebung im Gesetz angeordnet, das Gott Seinem Volk am Berg Sinai gab. An einem Feiertag erinnern auch wir uns am ehesten daran, dass wir allen Grund haben, Gott mit Lobgebeten und Dankliedern zu preisen.

Im 19. Kapitel des 3. Buches Mose geht es um ein Gesetz zur Heiligung des täglichen Lebens. Obwohl die Ehrfurcht vor der göttlichen Heiligkeit ursprünglich in den Bereich des kultischen Handelns gehört, werden aber überwiegend Gebote erwähnt, die ausführen, wie die Israeliten den allgemeinen Befehl zur Nächstenliebe zu verstehen haben. Inhaltlich kann man in der Gebotsreihe auch eine Entfaltung der Zehn Gebote sehen, die ja ebenfalls die Rücksichtnahme auf den Mitmenschen verlangen.

In Jesus erfüllt sich die Zusage Gottes, Er kümmere sich als Hirte um Sein Volk (Hesekiel 34, 7–31). Er bringt die Botschaft von der Liebe Gottes und vom Nahen Seines Reiches. Genau nimmt Jesus die Nöte derjenigen wahr, die zu Ihm kommen, und kümmert sich um sie. Damit zeigt Er, dass Gott für Leib und Seele sorgt; Seine heilvolle Herrschaft betrifft den ganzen Menschen, Körper wie Geist. Weil alle bereit sind, die von Gott geschenkten Gaben miteinander zu teilen, wird auch das Wunder der Speisung der Fünftausend möglich. Durch Seine Zuversicht ermutigt Jesus Seine Jünger und die anderen Anwesenden, zunächst das dankbar anzunehmen und darauf zu bauen, was sie von Gott bereits erhalten haben.

Der Sänger des 42. Psalms stimmt mit diesen Worten ein Klagelied an, weil er sich in einer Notsituation befindet und sogar Zielscheibe für Hohn und Spott anderer Menschen ist. Er betrachtet sich als von Gott, der Quelle des Lebens, nach der er dürstet, getrennt – vor allem deshalb, weil er daran gehindert ist, zu dessen Heiligtum in Jerusalem zu wallfahren und dort Seiner Nähe und gütigen Zuwendung gewiss zu werden. Haben auch wir Sehnsucht nach Gott, oder vermissen wir Seine Nähe nie? Wir müssen nicht den Tempel aufsuchen, um bei Ihm geborgen zu sein, denn Er ist überall in der Welt gegenwärtig. Ohne die Beziehung zu Gott trocknen wir innerlich aus. Auch wenn wir, wie der Beter des 42. Psalms, einsam sind und in einer fremden Umgebung leben, kann uns Gott reich beschenken. Im Gebet werden wir von Ihm gestärkt; Er kann uns zu Menschen führen, die nach Ihm fragen und mit denen wir den Glauben an Ihn teilen dürfen.

Zuversichtlich drückt der Sänger des 27. Psalms die Gewissheit aus, dass er dank Gottes Güte nicht ins Totenreich hinunter muss, sondern weiterleben darf. Im Schattenreich des Todes könnte er ja Gott nicht mehr loben. Er ist sicher, dass Er ihm noch ein Stück irdischen Lebens zugesteht. Darum hat er Ihn um Hilfe gegen Verleumdung gebeten. Im Heiligtum in Jerusalem sucht er den dort gegenwärtig geglaubten Gott auf und wird Seiner Nähe gewiss. Vielleicht geraten auch wir manchmal in Angst, wenn wir schwere Konflikte mit anderen Menschen haben. Psalm 27 zeigt uns, dass wir auf Gottes Unterstützung bauen dürfen, so dass wir gelassen bleiben können.

Jesus wird von einem Schriftgelehrten gefragt, welches die wichtigste Vorschrift Gottes sei. Er nennt nicht nur eine, sondern zwei. Das Gebot, Gott zu lieben, ist Bestandteil des jüdischen Glaubensbekenntnisses, des «Höre Israel» (5. Mose 6, 4–9). Jesus steht fest in den Traditionen Israels. Seine Zuordnung der Aufforderung zur Nächstenliebe zu derjenigen zur Gottesliebe ist in dieser Ausdrücklichkeit neu. Sie entspricht dem Einsatz des einen Gottes für alle Menschen, wie er in Seinem Leben Gestalt angenommen hat. Daraus sollen alle Glaubenden fortan ihr Dasein gestalten. Der Schriftgelehrte akzeptiert und bestätigt die Aussage von Jesus. Dieser und der Fragende sind sich in ihrem Verständnis der göttlichen Gebote nahe. Die Liebe zu Gott und den Menschen gehören zusammen.

Gottes Gnade und Seine Gerechtigkeit werden in Psalm 40 gepriesen. Weil Er einen Bund mit den Menschen geschlossen hat, zu dem Er treu steht, ist Er auch stets hilfsbereit. Gottes Heil ist Sein helfendes Eingreifen, das aus Seiner Verlässlichkeit, die als Wahrheit bezeichnet wird, der Treue zu den Zusagen Seines Bundes, entspringt. An die Stelle des Opferns tritt der aus dem Herzen kommende Gehorsam gegenüber Seinen Geboten, aber auch das Danklied selbst, das von den Erfahrungen des Beters berichtet und auch in schriftlicher Form im Tempel niedergelegt wurde.